Mit der Produktion dieses Porträts über Tim begann ich bereits Anfang September 2011. Eigentlich sollte es schon früher erscheinen, aber dann wartete ich noch den Wettkampf Anfang Oktober in Madrid ab und schließlich entschied ich, dass ich auch noch die Junioren-WM Ende November abwarte. Ich hatte ein gutes Gefühl und wollte die Bilder von diesen Wettkämpfen auf jeden Fall noch ins Porträt einbauen. Die Tage im Oktober und November 2011 in Spanien
wird Tim Budesheim wohl sein Leben lang nicht vergessen. Seine großen sportlichen Träume gingen alle in Erfüllung. Nur das mit dem von ihm so sehr gewünschten Foto, gemeinsam mit Arnold, hat nicht geklappt. Mit 21 Jahren hat Tim noch alle Möglichkeiten, dies in den nächsten Jahren nachzuholen. Gelegenheiten wird es dazu sicher geben, denn mit seinem fulminanten Doppelsieg in Madrid (Arnold Classic Europe) und in Santa Susanna (Junioren-WM) hat sich Tim in der Welt des Bodybuilding bestens für weitere große Aufgaben empfohlen. Bereits 2010 traute man Tim nach seinem überragenden Gesamtsieg bei der Deutschen Meisterschaft auch den WM-Titel zu. Tims WM-Premiere in der Türkei verlief mit dem 4. Platz absolut nicht nach seinen Vorstellungen. Es gab zwar verschiedene Gründe dafür, aber davon wollte Tim unmittelbar nach der Siegerehrung nichts wissen. Bereits Ende 2010 stand für Tim fest, dass er seine letzte Chance als Junior 2011 nutzen wird. Der Stachel, dass er 2010 keine WM-Medaille gewinnen konnte, saß tief. Zunächst sprach aber 2011 alles dagegen. Eine Verletzung hinderte Tim am „Full-power-off-season-training“ und dann hatte er auch noch Zoff mit seiner Freundin. Der Grund war ganz einfach der, dass Tim für sie so gut wie keine Zeit mehr hatte. Für (fast) alle echten Wettkampf- Bodybuilder geht der Sport über alles. Es war eine harte Zeit für Tim, der nebenher noch seine Weiterbildung absolvierte und auch sonst alle familiären und beruflichen Verpflichtungen erfüllte. In dieser Phase reifte Tim zum wahren Champion, überwand alle Probleme und fokussierte sich von Monat zu Monat intensiver auf die großen Ziele im Herbst. Eine kleine Erleichterung war es dabei für Tim, dass er die 2010 begonnene Abendschule zum staatlich geprüften Maschinenbautechniker abgebrochen hat und seit 2011 in Kassel die Vollzeitschule zum Maschinenbautechniker besucht. An den Wochenenden und in den Ferien arbeitet Tim jedoch weiterhin im Bergwerk unter Tage und hilft Zuhause wo immer es nötig ist. Rückblickend meint Tim dazu: „Job, Abendschule, Arbeit daheim und die WM-Vorbereitung habe ich das ganze Jahr 2010 durchgezogen und mich fast nur noch im Kreis gedreht. Da musste ich etwas ändern.“ Diese immense Belastung 2010 war ziemlich sicher
auch ein Grund, warum Tim bei der WM dann „nur“ den 4. Platz belegte. „Nur“ deshalb, weil Tim als Champion denkt und handelt. Und dabei verliert er nie die Bodenhaftung, was ihn ganz besonders auszeichnet. Tim bei der ACE in Madrid und bei der WM in Santa
Susanna zu erleben, war für mich Freude pur. Nach Daniel Hill (2007) und Roman Fritz (2009) festigte Tim Budesheim nun mit seinem WM-Gesamtsieg 2011 die dominierende Stellung Deutschlands in der Junioren- Weltspitze.
198 FLEX
Tim gewann bei der DM 2010 das Jun.-Schwergewicht...
...und holte dann auch noch den Jun.-Gesamtsieg, zu dem ihm der Jun.-Weltmeister 2009, Roman Fritz, gratulierte
BEGONNEN HAT ALLES MIT FUSSBALL Im historischen Jahr der deutschen Einheit wurde Tim Budesheim in Osthessen direkt an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze zwischen der Rhön und dem Thüringer Wald in die neue Freiheit hinein geboren, die wenige Monate später dann offiziell vollzogen wurde. Von klein auf ist Tim in Hohenroda Ransbach mit körperlicher Arbeit aufgewachsen. Die Landwirtschaft der Eltern war dabei unerschöpfliches Betätigungsfeld und Tim packte immer schon gerne zu. Auch wenn die
Arbeit getan wa,r konnte man ihn kaum bremsen. Dann setzte er sich entweder aufs Fahrrad und streifte durch die Gegend oder er widmete sich dem geliebten Fußballspielen, das er sehr lange ganz regelmäßig hauptsächlich mit Freunden oder mit seinem ein Jahr älteren Bruder praktizierte. In der 3000 Einwohner zählenden Heimatgemeinde Hohenroda Ransbach ging für Tim auch ín der Schule alles seinen geregelten Gang. Mit 15 Jahren machte er den Hauptschulabschluss und begann eine Lehre als Industriemechaniker bei Kali und Salz im Bergbau. Während der Lehre holte Tim den