„Ich bringe zu jedem Workout mein Notizbuch mit, um nachzusehen, was ich beim letzten Mal gemacht habe. Danach entscheide ich dann, ob wir an dem Tag versuchen, die Gewichte oder die Wh-Zahlen [bei jeder Übung] zu schlagen. Wenn ich bei den Wh-Zahlen im oberen Bereich angekommen bin – acht Wh schaffe -, erhöhe ich mein Gewicht, außer ich fühle mich an dem Tag nicht besonders. Sieht man sich die Zahlen an, ist es ein Wunder, wie leicht sie zu schlagen sind. Sobald du das Gewicht aufnimmst, weißt du, wie viel du schaffen musst und dann schaffst du es. Ich mache meinen privaten kleinen Psychokrieg daraus, rede mir bei jedem Satz ein, er könnte über meine Platzierung im nächsten Wettkampf entscheiden.“
stellt Hanshaw fest. „Heute machen wir Kreuzhe- ben mit progressivem Aufwärmen, so dass wir das Gewicht fühlen, konzentrieren uns ganz auf die Bewegung. Sobald wir bei 500 oder mehr sind, absolviere ich nur noch ein oder zwei Wh, um das Gewicht zwar zu fühlen, aber keine Energie zu verbrennen. Und wenn wir dann zu unserem schweren Satz kommen, der meistens aus sechs bis acht Wh besteht, mache ich zwei Arbeitssätze. Einen schweren mit sechs bis acht Wh, gefolgt von einer Pause und einem Satz mit weniger Gewicht und 12-15 Wh.“ Hanshaw und Richardson arbeiten sich durch
Aufwärmsätze mit 135, 225, 315 und 405 Pfund. Bei 315 fängt Hanshaw an, sich die Hände einzureiben und zur Sicherung seines Griffs Handgelenkschlau- fen um die Hantelstange zu wickeln; sobald er vier Scheiben auf jeder Seite aufliegen hat, holt er seinen Gürtel hervor. „Machst du Kreuzheben immer vom Fußboden?“ frage ich ihn. „Oder auch manchmal im Rack?“ „Manchmal ja, aber reguläres Kreuzheben
bevorzuge ich“, antwortet er. Und setzt lächelnd hinzu: „Ich hebe gern Dinge auf und lege sie wieder ab.“ Kurz danach hebt er 495 Pfund auf und legt sie ab, hebt sie wieder auf und legt sie wieder ab. Dann packen er und Beard Man noch eine 45er auf jede Seite, erhöhen das Gewicht auf 585. „Ich bin ein bisschen verspannt“, sagt er, während er die
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Schlaufen an der Hantel befestigt. „Leichtes Gewicht“ murmelnd, begibt er sich an die Arbeit. Sechsmal zieht er fast 600 Pfund. Das ist deutlich weniger als sein persönlicher Rekord (normalerwei- se peilt er 10 Wh mit diesem Gewicht an) und gewöhnlich schickt er einen zweiten Arbeitssatz mit 12-15 Wh und 495 hinterher, aber seine „bisschen verspannten“ Rückenstrecker sagen ihm, dass es genug ist für heute. „Du musst auf die Zeichen hören“, sagt er. „Darfst nicht durch die rote Ampel brettern.“
FOKUS AUF
DER NEGATIVEN Hanshaw sieht keine roten Ampeln, während er sich zügig für unilaterales Ziehen aufwärmt: mit 180, 270 und 360, jeweils 10 Wh. Er verwendet einen mit Schlaufen gesicherten Obergriff. „Das Aufwärmen dauert hier nicht sehr lang. Dann machen wir einen
Arbeitssatz. Es ist ein Ruhepausen-Satz. Was mich betrifft, ich mache 15-20 Wh. Früher haben wir 10-15 gemacht, aber bei Zugübungen bin ich inzwischen stärker als das, was die meisten Maschinen als Widerstand anbieten, weshalb wir unsere Wh erhöhen und den Fokus auf die Negative lenken.“ Weil er heute eine Gewichtscheibenmaschine verwendet, kann er das Gewicht schwerer wählen als im Normalfall. In seinem einen Arbeitssatz erhöht er das Gesamtgewicht auf sechs Scheiben pro Seite (540 Pfund insgesamt). Stöhnend zieht er die Griffe bei jeder Wh
nach unten, bevor Richardson anfängt, bis vier zu zählen, und Hanshaw der Rückkehr der Griffe in die Startposition Widerstand entgegensetzt. „Ich ziehe explosiv nach unten, zähle dann in der Negativen bis vier“, sagt er mir später. Bei sechs Wh erreicht er den Versagenspunkt, pausiert 20 Sekunden und fängt wieder von vorn an – explosive Bewegung nach unten, Negative auf vier nach oben, die ganze Zeit Grimassen schneidend. Als nach drei Wh klar ist, dass er keine vierte mehr schaffen wird, pausiert er ungefähr 20 Sekunden, macht währenddessen 15 tiefe Atemzüge und begibt sich erneut an die