Sie können Ihrem Körper die Kohlenhydra- te versagen und dafür sorgen, dass er umso mehr nach muskelaufbauendem Protein
schreit. Viele, die die Überschrift „Wenig Kohlenhyd- rate, große Muskeln“ lesen, sind bestimmt der Meinung, ich hätte den Verstand verloren. Denn wie um Himmels willen sollten Sie massive Muskeln aufbauen können, wenn Sie Ihre Kohlenhydrate minimieren, eine Low-Carb-Diät befolgen? Es ist bekannt, dass eine ausreichende
Kohlenhydratzufuhr wesentlich ist bei dem Versuch, Muskeln aufzubauen, indem sie hilft, kostbare Aminosäuren und essenzielle Fettsäuren zu verschonen, damit diese für ein Muskelwachstum genutzt werden können. Trotzdem ist der kontinuierliche Zustrom von Kohlenhydraten in einer Masseaufbauphase ein zweischneidiges Schwert und es ist wichtig, den Grund hierfür zu verstehen. Die meisten Bodybuilder und selbst Leute, die als
Freizeitsport Gewichte stemmen, sind Extremisten, wenn es um ihre körperlichen Ziele geht, ob diese nun im Aufbau ultimativer Masse oder in der Erreichung eines extrem niedrigen Körperfettprozents bestehen.
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Wenn es darum geht, an ihr Ziel zu kommen, ist „alles oder nichts“ ihre Einstellung, aber dieser Tunnelblick kann sie nicht nur ihre körperlichen Ziele, sondern auch ihre Gesundheit kosten. Das Gefährlichste daran, in jeder Mahlzeit
Kohlenhydrate zu essen, ist der konstante Stress, dem die Bauchspeicheldrüse damit ausgesetzt wird. Jedes Mal, wenn Kohlenhydrate in das Blut eintreten, erhält die Bauchspeicheldrüse ein Signal, Insulin abzugeben, damit der Zucker leichter aus dem Blut entfernt und in die Körperzellen transportiert werden kann. Nach mehreren Monaten des häufigen Essens von Kohlenhydraten verrichtet die Bauchspeichel- drüse ihre Arbeit irgendwann weniger effektiv, so dass als Reaktion auf jede neuerliche Kohlenhydrat- zufuhr zu viel Insulin ausgeschüttet wird, was langfristig zur Problematik der Insulinresistenz führt. Die Insulinresistenz, definiert als die verminderte
Sensibilität der Körperzellen auf Insulin, ist extrem ungesund und führt zu einer Vielzahl von Stoffwech- selstörungen, allen voran Typ-2-Diabetes. Sobald der Körper unsensibler gegenüber Insulin wird, geht es bergab mit ihm.
Mögliche Folgen von Insulinresistenz: • Anhaltend erhöhter Blutdruck • Hohe Mengen Bluttriglyzeride • Vermehrte Fetteinlagerung • Verringerte Nährstoffaufnahme in die Muskeln
Vielleicht fragen Sie sich jetzt: „Wenn Kohlenhyd-
rate in jeder Mahlzeit kontraproduktiv für das Muskelwachstum sind, wie verschone ich dann meine Aminosäuren, damit sie beim Aufbau von neuem Muskelgewebe behilflich sein können? Lassen Sie uns versuchen, dieses Dilemma zu
lösen und eine geeignete Lösung zu finden. Wenn Sie Ihre Kohlenhydrate verringern, werden Sie auf unbestimmte Zeit verschiedene Energiesubstrate, nämlich Glukose (über die Glukoneogenese aus Protein) und freie Fettsäuren aus Nahrungsfett (und Körperfett), verbrennen. Deshalb dürfen Sie Ihre Kohlenhydrate nicht komplett streichen, sondern müssen ihre Zufuhr modifizieren. Ich wiederhole: Kohlenhydratzufuhr modifizieren, nicht stoppen.