„ES IST EINE SEHR INTERESSANTE SACHE, ZU VERSU- CHEN, IN ABSOLU- TER BESTFORM AUFZUTAUCHEN , NICHT EIN PROZENT DRUNTER ODER DRÜBER.“
Dennis James: Kai, was war der ausschlaggebende Faktor für deine Entscheidung, bis zum Olympia im September keine Wettkämpfe zu machen? Kai Greene: Es war schon länger meine Tendenz, nicht nur dieses Jahr, auch im letzten Jahr, alles in die Vorbereitung auf den Wettkampf zu stecken. Nichts auf Halde zu legen, nichts im Reservetank zu lassen. Anzutreten mit dem Vorsatz, der Beste zu sein, und der Erwartung, dass der Beste zu sein genug sein wird, um den Traum zu verwirklichen. Es ist eine sehr interessante Sache, zu versuchen, in absoluter Bestform aufzutauchen, nicht ein Prozent drunter oder drüber. Zu versuchen, dieses eine Mal, an diesem einen Tag, in Spitzenform zu sein, in diesem einen Moment, für den du es dir vorgenommen hast.
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sah ich als Herausforderung. Zu Beginn deiner Karriere begrüßt du es, häufig an Wettkämpfen teilnehmen zu können. Sobald du deine Fähigkeiten allmählich besser kennst und dich stärker ins Zeug legen musst, um dir mit Dexter [Jackson] die Spitze zu teilen, wird dein Körper Belastungen und Verschleiß ausgesetzt und das kann ein bisschen viel für ihn werden. Also begrüßt du fortan die Möglichkeit, zu regenerieren und erst danach wieder in den Ring zu steigen und dich auf das nächste Jahr vorzubereiten.
Soweit ich gehört habe, hast du dieses Jahr etwas gemacht, das du normaler- weise nicht machst, nämlich dir eine Pause vom Studio genommen. Korrekt? Es gab in der Vergangenheit viele Athleten und gibt sie auch heute, die ihr Training und ihren Ergänzungsplan einer Art Zyklus unterwerfen, um dem Körper Gelegenheit zu geben, sich zu erholen und zu heilen. Ich war dieses Jahr in der Lage, mir Zeit zu lassen, weil ich mich nur auf einen Wettkampf, den wichtigsten meiner Karriere, vorbereiten musste. Am Anfang ging es mir wie vielen: Ich genoss es sehr, Wettkämpfe zu machen. Der Lebensstil, die feste Routine, sich auf den Wettkampf vorzubereiten und zu lernen, wie man bestimmte Probleme ausbügelt – all das
Wie lange hast du genau Pause gemacht? Was das Studio betrifft, waren es ein paar Wochen. In dieser Zeit habe ich etwas Ordnung in mein Programm gebracht, nicht so viele Kalorien gegessen und dafür gesorgt, dass sich meine Gelenke ausruhen und erholen konnten. Selbst meine Organe konnten sich erholen.
Früher habe ich mir sechs Wochen freigenommen, aber mit dem Älterwer- den funktioniert das nicht mehr. Dann gehen nur noch ein paar Wochen. Es gab Zeiten, da rührte ich drei Monate lang kein Gewicht an. Das konnte ich mir nur leisten, weil ich in Thailand lebte und kein Mensch mich sah. Es spielte keine Rolle, ob ich 120 oder