EINARMIGES LATZIEHEN IM SEITLI- CHEN SITZ: 3 X 12 PRO ARM Joe setzt sich seitlich in einen Kabelturm, greift den Griff mit seiner rechten Hand und zieht ihn zur Seite seines Kopfes nach unten. Nach 12 Wh benutzt er seine linke Hand. Er ist jetzt müde und muss kämpfen, damit seine Technik sauber bleibt, aber er schlägt sich wacker. „Manche Athleten wie Joe haben hohe Lats und diese Übung bringt sie runter und erzeugt Dicke“, sagt Sibil. „Bei dieser Übung musst du den Muskel kontrahieren fühlen. Du musst den Ellbogen nach vorn bringen, denn wenn du ihn nach hinten bringst, hast du keinen Kontakt mit dem Muskel.“ Das ist keine Übung für Leute, die gern mit schweren
Gewichten hantieren. Der Stift ist bloß in das dritte Gewicht des Stapels eingesteckt, aber das reicht. Im Laufe der Jahre hat Joe gelernt, auf Gefühl zu trainieren statt auf Ego. „Mit 20 wog ich 89 kg und schaffte Kreuzheben mit 240 kg, aber das brachte mir keine Ergebnisse“, sagt er. „Erst als ich auf Volumen umstieg, fing alles zu wachsen an. Jetzt mit Sibil mache ich immer noch mehr Volumen, aber mit kürzeren Pausen. Das füllt die Muskeln richtig mit Blut.“
Die strikte Technik ist das A und O.
„Er sagte immer: ` Du musst deinen eigenen Körper verstehen und so trainieren, wie es für dich richtig ist´“, erzählt sie. Das ist der Kern von Sibils Philosophie: herauszufinden, was für die jeweilige Person am besten funktioniert, und sie entsprechend trainieren – hart trainieren. Nicht für alle dasselbe System verwenden. „Es gibt keinen Namen für meine Art von Training“,
sagt sie. „Erst schaue ich mir an, wie sie aussehen – ob groß oder klein, dick oder dünn. Dann fange ich an, sie zu trainieren und mit ihnen zu sprechen. Wir testen unterschiedliche Übungen und ich frage: `Spürst du das?´ Und wenn die Antwort Nein ist, probieren wir eine andere aus.“ Nach Meinung ihrer Klienten sind ihre Intensität
und die Fähigkeit, normale Übungen schwieriger zu gestalten, ihre Markenzeichen. „Sie legt einen Schalter bei der Intensität um“, sagt Joe. „So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich erinnere mich an ein Beinworkout mit einem anderen Kerl, dem speiübel wurde.“ Ein Haufen ähnlicher Geschichten kursiert. „Viele Leute
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sind es nicht gewöhnt, mit so viel Energie zu trainieren“, sagt Sibil und fügt hinzu, dass Frauen in der Regel besser damit zurechtkommen. „Sie halten mehr Schmerz aus“, sagt sie mit einem Lächeln. Ganz klar: Grandma genießt ihren Job. Letzte Nacht hat Joe nur wenige Stunden
geschlafen, so dass er nicht in der besten Verfassung für das heute Training ist. Statt eines brutalen Beintrainings plant Sibil gnädigerweise, den Fokus auf die Rückenkontraktion zu richten. „Joe ist groß und sein Rücken muss breiter sein“, sagt sie auf ihre typisch unverblümte Art. Die Übungen werden mit nur kurzen Pausen ausgeführt. Jede ist hier beschrieben. Das Workout ist vorbei und Joe hat überlebt. Nicht
ganz so brutal wie manche von Sibils Workouts, bot es doch einen faszinierenden Einblick in ihre Methoden und Joe ist eindeutig erledigt. Anschließend sind sie sofort wieder beste Freunde. „Sibil liegen ihre Athleten mehr am Herzen als jedem a nderen Trainer“, sagt Joe. Ein klarer Fall von strenger Liebe. FLEX