sich Lee 1991 – so seine eigene Meinung und die vieler Insider -, um gegen ein Massemon- ster zu bestehen: Dorian Yates, der später ebenfalls Mr. Olympia werden sollte. „Ich hatte viel über diesen monströsen
Engländer namens Dorian Yates gehört“, erzählte mir Lee. „Neben seiner gigantischen Muskelmasse hatte Yates auch eine gute Körpergröße, was mich veranlasste, mich noch mehr ins Zeug zu legen. Ich unterzog mein Trainings- und Ernährungsprogramm einer eingehenden Prüfung, denn ich wollte in meiner absolut besten Wettkampfform antreten. Ich hatte einfach das Gefühl, dass Dorian anders war als alle Gegner, mit denen ich in der Vergangenheit zu tun hatte. Masse, Größe und Symmetrie – er vereinte einfach alles.
Als dieser spezielle Wettkampf stattfand,
war Lee Haney gerade bei Twin Labs unter Vertrag, ein Ergänzungshersteller und wich- tiger Konkurrent von Weider Nutrition, worauf viele die Vermutung äußerten, Weider würde Haney den Olympia nicht gewinnen lassen, weil er in einem Vier-Jahres-Vertrag mit Twin Labs steckte. Und genau mit dieser Erwartung reisten viele Zuschauer zum IFBB Mr. Olympia 1991 in Orlando, Florida! Yates war in der Form seines Lebens und sah
fantastisch aus. An die ausgezeichnete Form, Symmetrie und 1A-Klasse des unglaublichen Lee Haney kam er allerdings nicht heran. Ein weiterer guter Sieg für Lee und sein letzter als Profibodybuilder: „Zeit, etwas anderes zu machen“, sagte er. Zurück in Kalifornien wurde ich zwei Tage später Zeuge eines Schauspiels, das wie die Szene aus einer Komödie wirkte. Joe Weider hatte Lee, seine Frau Shirley und den gemein- samen kleinen Sohn Josh für einen letzten Fototermin nach Kalifornien fliegen lassen, obwohl Lee noch bei Twin Labs unter Vertrag war.
Joe rief mich an und bat mich, Lee im Holi-
day Inn am Pico Boulevard in Santa Monica abzuholen. „Nimm Lee mit ins Gold´s und mach so viele Schwarz-Weiß-Fotos von seinem Körper wie möglich.“ Als Lee in der Lobby des Hotels auf mich
zukam, konnte ich, noch ehe er den Mund aufmachte, seine Enttäuschung spüren. „Twin Labs erlaubt kein Fotoshooting.“ „Aber“, entgegnete ich, „Joe hat dich und
deine Familie extra herfliegen lassen, damit du für die FLEX fotografiert wirst.“ „Ja, ich weiß. Aber das schmeckt den
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Rechtsanwälten von Twin Labs nicht. Also geht es nicht.“ Sofort informierte ich Joe Weider, der sagte,
ich solle mir keine Sorgen machen. Er würde das Problem in die Hand nehmen und mich später wieder anrufen. Am Abend kam der versprochene Anruf. Laut Joe war alles okay: „Fahr morgen früh wieder zum Hotel und nimm Lee ins Studio. Alles ist gelöst.“ Am nächsten Morgen erklärte Lee in der Hotellobby: „Die Anwälte erlauben das Shooting immer noch nicht. Ich kann nicht mitkommen.“ Voller Verzweiflung schlug ich vor: „Schau
Lee, warum machen wir nicht die Fotos und ich deponiere den Film im Kühlschrank (damals machte man das so). Dann haben wir Fotos auf Halde und können sie benutzen, sobald Weider und Twin Labs die Sache gelöst haben.“ Lee erklärte sich bereit, den Vorschlag an
Twin Labs weiterzugeben, und als ich ihm davon erzählte, meinte Joe: „Ich rufe dich heute Abend zurück.“ Was er auch tat. „Alles ist in Butter. Fahr morgen früh zum Hotel und nimm Lee ins Studio.“ Als ich am nächsten Tag im Hotel ankam,
war ich überrascht, zu sehen, wie sich Lee und Shirley mit einem Mitarbeiter des Hotels unter- hielten. Sie sahen aus wie Touristen vor einem Sightseeing – Lee trug ein enges, kurzärme- liges Hemd und hatte seinen Sohn auf dem Arm. Ich konnte nicht umhin, seine erstaun- liche Muskulosität zu bewundern. Er war nach wie vor fantastisch in Form. Ehe ich etwas sagen konnte, kam mir Lee
zuvor: „Chris, die Twin Labs Anwälte sagen, selbst wenn ich einfach nur zulasse, dass du Fotos von mir machst, und wir sie hinterher wegschließen, werde ich damit vertragsbrü- chig.“
„Das ist kriminell, Lee!“ erwiderte ich. „Wir
könnten die besten Trainingsfotos aller Zeiten von dir schießen – du bist nach wie vor fan- tastisch in Form!“ „Mag sein“, lautete Lees coole Antwort, „aber ich zeige Josh jetzt Camp Snoopy!“
NACH DEM WETTKAMPFABSCHIED Lee Haneys Wettkampfabschied 1991 mar- kierte nach Meinung vieler den Beginn einer Abwärtsspirale im Bodybuilding. In den näch- sten sechs Jahren führte uns Dorian Yates einen bislang ungesehenen Grad der Muskel- masse vor Augen. Während seiner Regentschaft
als Mr. Olympia (1992-1997) wurde er immer massiver, gleichzeitig verschwanden die sym- metrischeren Athleten nach und nach von der Bildfläche. Dann tauchte Ronnie Coleman auf und hielt acht lange Jahre das Zepter in der Hand. Muskelmasse in dem Maß, wie er sie präsentierte, hatte es auf diesem Planeten noch nie gegeben. Lee Haney selbst erklärte in den Jahren nach seinem Abschied: „Ich denke, wir sind im Begriff, die Balance und Symmetrie zu verlie- ren, die unseren Sport attraktiver für die allgemeine Öffentlichkeit gemacht haben. Muskelmasse ist nur ein Teil des Rezepts, nicht das allein seligmachende Ziel. Symmetrie, Proportionalität, Balance und Ästhetik sind für das Gesamtpaket genauso entscheidend.“ Als Personal Trainer war Lee Haney bei vielen
wichtigen und bekannten Athleten aus zahl- reichen Sportarten sehr gefragt. Unter ande- rem trainierte er Evander Holyfield (Box- Weltmeister im Schwergewicht), den Baseballspieler Gary Sheffield und den NFL-Spieler Shannon Sharpe. Außerdem machte er sich einen Namen als
Motivationsredner und Betreiber von vier Fit- nesscentern. Momentan moderiert er seine eigene Fitnessshow auf ESPN, Sports South und Trinity Broadcasting Network (TBN). In seiner TBN-Show TOTALEE FIT heißt der
wiedergeborene Christ für gewöhnlich berühmte christliche Sportler willkommen und spricht darüber, wie wichtig es ist, phy- sisch und gleichzeitig spirituell zu wachsen. Eines seiner bekanntesten Zitate besagt, dass wir trainieren sollen, um zu stimulieren, nicht zu zerstören. Lee Haney lebt in Fayette County, Georgia, mit seiner Frau und seinen zwei Kindern, die inzwischen das College besuchen. US-Präsi- dent Bill Clinton ernannte Lee zum Chairman of the President´s Council on Physical Fitness and Sports – eine Position, die er von 1999 bis 2002 bekleidete. 1992 kauften Lee und Shir- ley eine über 160.000 Quadratmeter große Ranch, aus der sie einen Rückzugsort für Jugendliche machten - das „Harvest House“. Daraus entwickelte sich das Mentorenpro- gramm „Modern Day Knights“, das im Wesent- lichen die Prinzipien authentischer Männlich- keit vermittelt. FLEX
Nähere Informationen erhalten Sie auf Lee Haneys Website
www.leehaney.com. Sie können ihm auch auf Twitter folgen.
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