1050 | WEEK 38-39 18 SEPTEMBER 2024
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Eric Oehlmann, Präsident der Generalverwaltung der Deutschen Wasserstraßen und Schifffahrt 'Ich verstehe wirklich nicht, warum es nicht gelingt mehr Transporte auf den Wasserwege zu verlagern'
Eric Oehlmann: „Es ist kein Geheimnis, dass ich ebenfalls Liberaler bin.“
BONN Anfang August ist es ruhig in Bonn und quasi menschenleer im Hauptgebäude der GDWS. Nur der Herr am Empfang ist zu sehen. Etwas später treffe ich auf Eric Oehlmann, den neuen Leiter der GDWS, nachdem seine Sekretärin mir den Weg nach oben gezeigt hat. Ferienzeit und home office in einem Verwaltungsbehörde, denkt man dann, und auch daran, dass Wasserstraßen und Schifffahrt nun einmal nicht durch Gebäude laufen und sich die praktische Arbeit und Teile der Verwaltung an den acht GDWS-Standorten und in den Revieren der Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter (WSAs) im Land abspielen.
JUDITH STALPERS
“Dass ich so viel unterwegs bin, meistens zwei, drei Tage in der Woche, daran muss ich mich noch gewöhnen,” bemerkt Herr Oehlmann nach gut acht Monaten im Amt. Er weiß auch, was er sich für die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) wünscht: eine Renaissance der Wasserstraßen und Binnenschifffahrt und ein Jahresbudget von 2,5 Milliarden Euro.
Erste Frage, Herr Oehlmann: was für ein Amt haben Sie vorgefunden? “Ich habe mir in den ersten 100 Tagen die Zeit genommen, alle Standorte der GDWS zu besuchen, habe mich von den Kollegen und Kolleginnen vor Ort informieren lassen, und mir ein Bild von den Aufgaben ge- macht, die die GDWS und die WSV zu bewäl- tigen hat. Parallel führte das Beraterunternehmen PwC eine Analyse der Organisation im Haus durch, aus der Handlungs-Empfehlungen fliessen, die die Effizienz der GDWS erhöhen sollten.” Die Endfassung liegt inzwischen vor. Jetzt geht es an die Umsetzung.”
“Aufgrund meiner Erfahrungen als Präsident der Behörde für Straßenbau und Verkehr des Landes Niedersachsen kann ich sagen, dass die Unterschiede zwischen Straßen- und Wasserstraßenbehörden prin- zipiell nicht so groß sind. Nur hat mich die Komplexität und die große Vielfalt der Aufgaben in dem Sektor der Binnenschifffahrt erstaunt. PwC hat 16.000 einzelne Aufgaben identifiziert. Gleichzeitig haben mich Motivation und Arbeitsleistung der Kolleginnen und Kollegen vor Ort tief beeindruckt. Sie müssen unter schwierigen
finanziellen und personellen Bedingungen arbeiten. Von ihnen lerne ich jeden Tag, weil die verschiedenen Aufgaben und ihre Verflechtungen, wie gesagt, kompliziert sind. Das macht die Arbeit spannend und es macht Spaß.”
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen nach dieser Bestandsaufnahme? “Die Herausforderungen sind vergleichbar mit denen, die ich aus dem Straßenbau kenne. Die Stichwörter sind Modernisierung und Digitalisierung. Wichtig ist, dass die Bauprozesse schneller gehen, ohne dass die Qualität, das soziale Miteinander und die Umwelt darunter leiden. Wir haben ange- fangen die Bauprozesse auf digitale BIM- Verfahren (Building Information Modelling) umzustellen. Das macht die Arbeitsprozesse schlanker. Dabei arbeiten alle einem Projekt Beteiligten zusammen am gleichen digita- len Modell, dem digitalen Zwilling des Projekts, in dem gleichzeitig auch alles, was am Bauprojekt passiert, archiviert wird. Das wird auch später für die Wartung enorm zeitsparend sein. Erste Projekte mit BIM sind schon angelaufen. Weitere Anwendungen haben wir in Planung. Wir
werden aber auch Teilbereiche in der Verwaltung mit KI-Lösungen abdecken. Dabei handelt es sich vor allem um Routineverfahren, die den Mangel an Fachkräſten auffangen. Die digitalen Lösungen, die wir anstreben, müssen Mehrwert haben. Das ist unser Ausgangspunkt.”
Generationswechsel “Wichtig dabei ist, die Mitarbeiterinnen in diesem Umstellungsprozess mitzunehmen. Das bedeutet, viele Gespräche führen und gutes Teamwork leisten. Uns steht in der GDWS und in den Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter ein Generationswechsel bevor. Das ist ebenfalls eine große Herausforderung. In den nächsten fünf Jahren gehen 25 Prozent der Belegschaſt in Rente. Es handelt sich um 3200 Stellen an etwa 40 Standorten. Eigentlich müssten wir zwei Neuanstellungen pro Tag durchführen. Deswegen kommen wir nicht daran vorbei, effizienter, intelligenter und konzentrierter zu arbeiten.”
Paradigmenwechsel “Hinzukommt, dass wir tatsächlich einen Paradigmenwechsel durchführen müssen.
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