56 Junge Binnenschiffer strahlen Optimismus aus
MINDEN/ALBLASSERDAM Wie in vielen anderen Branchen herrscht auch in der Binnenschifffahrt Personalmangel und junge startende Unternehmer haben es nicht leicht. Scheepvaartkrant sprach zwei von ihnen – ein Deutscher und ein Niederländer – über ihre Hintergründe und ihre Erfahrungen in der Startphase ihrer Unternehmen.
Unser deutscher Gesprächspartner Hendrik van Aswege (22) fährt zusammen mit sei- nem Vater Hendrik Michael van Aswege auf dem MGS ‚Annegret‘. Mit diesem 1480 Tonnen (85 x 9,50 x 2,72 m) großen Motorgüterschiff befördern sie meistens Getreide und Stahl und ihr hauptsächliches Fahrgebiet ist Norddeutschland (Weser, Ems und Westdeutsche Kanäle).
Wir telefonierten mit Hendrik als er mit der Ánnegret in Brake /Unterweser auf einen Ladetermin wartete. Dort hatte er ausrei- chend Zeit um uns seinen beruflichen Werdegang zu erzählen. Er stammt aus ei- ner Binnenschifferfamilie die bereits in der siebten Generation (Hendrik selbst) in der Binnenschifffahrt tätig ist. Hendrik weiß dass seine Urgroßmutter und Großmutter auf Schleppkähnen fuhren und er meint dass sein Ur-Urgroßvater in der Flößerei be- schäſtigt war. Sein Vater (55) ist in der sech- sten Generation seit über 30 Jahren in der Binnenschifffahrt tätig und seinem Sohn nach hat er noch immer viel Spaß an sei- nem Beruf.
Das Jahr 2018 war für die Familie Van Aswege von entscheidender Bedeutung. In diesem Jahr wurde ihre alte Annegret ver- kauſt und die derzeitige von Hendriks Eltern erworben. Dies war für Hendrik, damals 16 Jahre alt, der ausschlaggebende Grund sich für die Binnschifferausbildung zu entschei- den. Dies mit dem Ziel das neue Schiff später einmal zu übernehmen.
Diese Ausbildung hat er von 2018 bis 2021 auf dem MGS ‚Schönrain‘ absolviert und dazu hat er theoretische Kenntnisse auf dem Schulschiff ‚Rhein‘ erworben. Seit dem Schiffswechsel sind die Van Asweges Mitglied der DTG, der Deutschen Transport- Genossenschaſt Binnenschifffahrt eG.
Binnenschifferfamilien Unseren niederländischen Gesprechspartner Eric Geneugelijk besuch- ten wir an Bord seines MGS ‚Amato‘ in Papendrecht. Die Amato lag dort erstens für einige kleine Reparaturen, aber auch weil Eric und seine Ehefrau Daniëlle in der Nähe ihres Heimathafens Alblasserdam sein wollten, da die Geburt ihres ersten Kindes jeden Moment stattfinden konnte.
In der geschmackvoll eingerichteten Wohnung der Amato sprachen wir über den Anlauf zu und die ersten Jahre seiner Laufbahn als Unternehmer in der Binnenschifffahrt. Eric Geneugelijk (1994) ist in einer Binnenschifferfamilie aufge- wachsen, sei es dass er mit elf Jahren mit seinen Eltern an Land gegangen ist. Nach seiner Schulzeit hat er zunächst acht Jahre in der Fürsorge gearbeitet. In 2018 hat Eric das Ruder herumgerissen und hat er eine Binnenschifffahrtsausbildung angefangen. “Man sagt dass du diese Ausbildung inner- halb eines Jahres abschließen kannst, aber es kostet wohl drei Jahre bis du ausrei- chende Erfahrung aufgebaut hast”, be- schreibt Eric diese Periode.
In 2021 bekam Eric die Gelegenheit ein ei- genes Schiff zu kaufen. Vorteilhaſte Nebensächlichkeit dazu war, dass sein Vater Maarten Geneugelijk bereits seit Jahren als Schiffsmakler (GTS Schepen) tä- tig ist. Eric hatte mittlerweile seine Freundin – heute seine Ehefrau – Daniëlle Kingma kennengelernt und seitdem betrei- ben die beiden miteinander in der Firma Geneugelijk & Kingma die Amato. Daniëlle stammt ebenfalls aus einer Binnenschifferfamilie. Ihre Eltern Riemer und Géke Kingma fahren auf dem Schubverband ‚Maranta-Maranta 2‘ und auch einige ihrer Onkel und Tanten sind in der Binnenschifffahrt aktiv. Dies sind Familien die bereits seit vielen Generationen in der Binnenschifffahrt ihr Brot verdienen. Eric zufolge ist er schon die sechste Generation der Familie Geneugelijk auf dem Wasser.
Die Amato (86 x 9,50 x 3,03 m, mit 1688 Tonnen Ladekapazität) wurde 1962 gebaut und wurde damals als ‚Luise 5‘ in Dienst gestellt. Inzwischen ist von dem Original nur noch das Hinterschiff übrig, alles Andere wurde im Laufe der Jahre erneuert. In 2022 haben Eric und Daniëlle die Hinterwohnung umbauen lassen und ganz neu eingerichtet und so können sie jetzt an Bord fein wohnen und arbeiten.
Hendrik van Aswege (DTG), alias Herr Steuermann.
Videoblogger Van Aswege wurde als begeisterter Videoblogger unter dem Namen ‚Herr Steuermann‘ bekannt als Sieger des Videoblogwettbewerbs des BDB (herr_ steuermann (@herr_steuermann) | TikTok).
1050 | WEEK 38-39 18 SEPTEMBER 2024
Ms Amato (86 x 9,50 x 3,03 meter, met 1688 ton laadvermogen) is in 1962 gebouwd.
Die Laudatio erwähnte, dass Hendrik mit seiner gezielten Werbung in Form von luk- rativen Beiträgen und Videos in den sozia- len Netzwerken ein breites Publikum an seinem Beruf und seinem Leben teilhaben lässt und somit stets versucht junge Leute für die Binnenschifffahrt zu
begeistern. „Gebt Euer Bestes in der Ausbildung. Es ist Eure beste Zeit und wir haben einen der
schönsten Berufe der Welt“ sagte er bei der Preisverleihung auf dem Schulschiff Rhein am 7. Februar dieses Jahres. Zu der Ausbildung bemerkt er, dass es für Arbeitgeber schwer sei an die Jugend he- ranzukommen. Er meint aber auch, dass die Unternehmen und Ausbilder Möglichkeiten unbe- nutzt lassen. Als Beispiel nennt er sei- ne Freundin Charlotte. Sie ist zur Zeit in der Landwirtschaſt tätig, möchte aber gern in die Binnenschifffahrt wechseln. Aber kei- ner wolle sie ausbilden, einfach nur weil sie eine Frau sei. Das treffe auch auf die Landwirtschaſt zu. Sein Kollege Geneugelijk folgt übrigens auch mit Interesse eine Anzahl Videoblogger in der Binnenschifffahrt, aber selbst ist er etwas zurückhaltend mit dem Videobloggen, ei- nerseits weil damit viel Arbeit verbunden ist, anderseits weil er gerne den persönli- chen Lebensbereich seiner Umgebung berücksichtigen möchte.
Zukunſtspläne Zwar weisen unsere Gesprechspartner viel Ähnlichkeiten auf, es gibt aber auch Unterschiede. Hendrik sagt dass er noch
zwei Lehrgänge absolvieren muss um seine Ausbildung abzuschließen. Weiter wil er in den kommenden Jahren vorläufig zusam- men mit seinen Eltern fahren bleiben.
Herr Steuermann
, Aber keiner wolle sie ausbilden, einfach nur weil sie eine Frau sei. '
Eric und Daniëlle haben ihre Organisation bereits in Ordnung. Eric fährt mit einem Matrosen und obwohl Daniëlle eine Schiffertochter ist, ist sie lieber mit der or- ganisatorischen Seite des Binnenschifffahrtsbetriebs, wie z.B. die Verwaltung beschäſtigt. Weiter ist sie bei verschiedenen Schifferorganisationen, wie das evangelische Binnenschifferpastorat beteiligt. Daniëlle schreibt gerne und fasst Artikel für ver- schiedene Zeitschriſten ab. Und selbstverständ- lich bekommt sie nun ihre Arbeit als junge Mutter.
Die Firma Geneugelijk & Kingma ist Mitglied von Koninklijke Binnenvaart
Nederland, die niederländische Schwesterorganisation des BDB. Sie haben ihre Heimadresse bei den Eltern von Daniëlle, aber sie haben auch einen Wohnwagen in Ermelo, wo sie sich vom anstrengenden Dasein als Binnenschifffahrtsunternehmer erhohlen können. Zu ihren Zukunſtsplänen und Wünschen antwortete Eric bestimmt, dass sie aus ihrem Glauben heraus an ihrem Betrieb arbeiten wollen, und vor allem das was ihnen gegeben ist und was sie erreicht haben genießen wollen. Trotz der Unterschiede zwischen dem deutschen und dem niederländischen Binnenschifffahrtsunternehmer ist deut- lich, dass sie beide Optimismus über die Zukunſt ihres Betriebs und Berufs ausstrahlen.
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