search.noResults

search.searching

dataCollection.invalidEmail
note.createNoteMessage

search.noResults

search.searching

orderForm.title

orderForm.productCode
orderForm.description
orderForm.quantity
orderForm.itemPrice
orderForm.price
orderForm.totalPrice
orderForm.deliveryDetails.billingAddress
orderForm.deliveryDetails.deliveryAddress
orderForm.noItems
Essay


Von 1972 bis heute Ein Münchener Olympiamärchen


Märchen sind eigentlich frei erfundene Prosatexte und in ihren Inhalten und ihrer Handlung zeitlich und räumlich nicht festgelegt. Soweit die Literaturwissenschaft. Einerseits. Andererseits sprechen wir in unseren Erzählungen über reale Gegebenheiten aber auch von etwas Märchenhaftem, das sich ereignet oder ereignet hat. Speziell heutzutage, da Fakten nur noch schwer von Fakes zu unterscheiden sind und das Spiel mit den Wahrnehmungsebenen und den literarischen Gattungen zum medialen Alltag im Allzeit-Jetzt gehört, ist es kein Tabubruch, reale Zeitgeschichte mit dem Stilelement des Märchens zu verbinden, vor allem, wenn diese Zeitgeschichte mit einer Königin, einer Heldin, einem Baumeister und Visionär, menschlicher Unzulänglichkeit und dem Bösen, oder dem, was wir kulturell darunter verstehen, zu tun hat.


Im Olymp Olympias


Also: es war einmal eine Olympia- Hostess, Silvia mit Namen, die war sehr schön und schon längst zu einem Rendezvous mit ihrem schwedischen Prinzen Carl Gustav enteilt, als eine gewisse Ulrike Meyfarth, damals 16-jährig und die Heldin unseres Märchens, am 4. September 1972 dank einem von Dick Fosbury entwickelten Sprungstil 1,92 in den frühen Münchener Abendhimmel floppte und völlig unerwartet die


Foto: Horstmüller/ullstein bild


Quintessenz Q1 | 2019


19


Goldmedaille im Hochsprung gewann. Unter den Zuschauern auf der Haupttribüne ein 21-jähriger Soldat auf Zeit, von seiner Einheit, dem Fallschirmjägerbataillon 251 in Calw, zum Organisationskomitee der Olympischen Spiele abkommandiert und unser Märchenerzähler.


Die selbst ernannte „Weltstadt mit Herz“ samt ihren zahlreichen Gästen aus aller Welt durfte an jenem denkwürdigen Septemberabend bei sommerlich milden Temperaturen und einem purpurnen Sonnenuntergang eines Olympiamärchens der besonderen Art teilhaftig werden – unter anderem unter einem noch heute futuristisch anmutenden, geradezu märchenhaft filigranen Zeltdach, das Architekturgeschichte schreiben sollte und seither weltweit in zahlreichen anderen Bauprojekten zitiert wurde. Geistiger Vater der Dachkonstruktion war kein Geringerer als Frei Otto, ganz gewiss einer der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts, Vorreiter des ökologischen Bauens, Vertreter der sogenannten biomorphen Architektur und Visionär einer freien Gesellschaft, nicht zuletzt gründend auf einer neuen Interpretation der Architektur und den daraus resultierenden leichten, flexiblen Bauwerken.


Alle Voraussetzungen waren also gegeben, damit der junge Soldat und


Page 1  |  Page 2  |  Page 3  |  Page 4  |  Page 5  |  Page 6  |  Page 7  |  Page 8  |  Page 9  |  Page 10  |  Page 11  |  Page 12  |  Page 13  |  Page 14  |  Page 15  |  Page 16  |  Page 17  |  Page 18  |  Page 19  |  Page 20  |  Page 21  |  Page 22  |  Page 23  |  Page 24