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COVER:
Text: Michael Rechsteiner
Fotos: Chanelle
Astronaut werden sollen!“, zischt. Neben uns seufzt ein Keystone-Fotograf. Die Frisuren, die seien viel zu unspektakulär, da wolle ihm keiner
Fotos von abkaufen. Dieses modische „ins Schlichte“ lässt Pressefotografenkinder hungrig „ins Bett“ gehen. Denken Sie daran und
entscheiden Sie sich darum doch bei Ihrem Jubeltag bitte für die Option „Turmfrisur mit Drahtvogelmobilee“.
Wir trinken unser viertes Cüpli in den leeren Magen und schlendern Spiessrute durch die feierlichen Kongresshaushallen. Über 120
Aussteller aus 30 Branchen strecken uns ihre Broschüren entgegen: DJs, Konditoren, Live-Bands, Trauringschmiede, Limousinenfahrer,
Finanzberater, Tanzschulen, Fotografen, Partyzeltverleiher. Selbst Gott hat einen Messestand. Die Reformierte und Katholische Kirche der
Stadt Zürich teilen sich friedlich eine Beratungsstelle. „Anfangs waren die Kirchen skeptisch,“ meint TrauDich!-Projektleiterin Adele Scivoli,
„Doch mittlerweile gehören sie jedes Jahr zu den ersten, die sich für einen Stand anmelden.“
Mindestens solange im Geschäft wie Gott ist DJ Wildcat. Deshalb weiss er auch, worauf es bei einem guten Hochzeits-DJ ankommt. Der muss
alles dabei haben, auch mal einen Walzer für die Alten. 120'000 Platten und CDs tuckert die Wildcat Mobile Disco von Firmenfest zu
Hochzeitsfeier zu Dorfdisco und wieder zurück. Und wie die Typen in Jeanswesten beim Chilbi-Autoscooter, nimmt auch Wildcat nach jedem
Song das Mikrofon in die Hand für eine kleine Ansage. Etwas, das wir uns insgeheim für alle DJs zurück wünschen: „Hey hey hey hey, zerrt
die Käte zur Fete, denn jetzt holterdipoltern MGMT im Holy Ghost Remix, greift euch an die Eier, denn das hier ist die Superfeier!“
Keine 120'000 Platten, dafür fünf A-Capella-Sänger swingen „This Night Will Last Forever“ auf der grossen Treppe. Dazu präsentieren junge
Frauen in ungarischen Trachten Brotkörbe und Kuchentabletts. „Cateringshow. Die Damen können auf Wunsch natürlich auch was anderes
tragen,“ meint Adele Scivoli. Also, sowohl am Körper, als auch auf dem Tablett. Sonst müsste man sich ja schon
fast bei der Budapester Partnervermittlung www.dunalove.com registrieren, damit die Frau auch zur
Uniform des Cateringteams passt.
Ebenfalls beschwingt präsentiert eine Tanzschule ihr Angebot im zweiten Stock. Zwei 8-Jährige,
in irgendworin Junioren-Schweizermeister, wirbeln einen Samba aufs Parkett. Die engen, tief
ausgeschnittenen Trikots machen die Vorstellung für alle Beteiligten etwas unangenehm. Wir
leben schliesslich in einer Post-Gary-Glitter-Gesellschaft. Da sehen wir den (verfrühten)
Nachwuchs doch schon viel lieber im TrauDich!-eigenen Kinderbetreuungsservice. Für alle,
die bald schon einen neuen Papi bekommen. Oder endlich nicht mehr „Bastard“ auf dem
Spielplatz gerufen werden.
Beim Verlassen der TrauDich! kommt uns in den Sinn: Heute Abend läuft „I Love New
York“ auf MTV. Hoffentlich die Folge, wo der eine Typ dem anderen Typ eine Kopfnuss
verpasst, weil der eine Typ vor dem anderen Typ über den ganz anderen Typ hergezogen
hat. Und dann wird Superbitch Tiffany „New York“ Pollard hoffentlich den einen (also, den
ganz, ganz anderen) Typ aus der Show kicken, weil er nicht genug „love“ für „New York“ hat.
Soviel Schwachsinn im Namen der Liebe. Wir schauen zurück ins Kongresshaus und sind
uns sicher, dass die Liebe bei den TrauDich!-Besuchern in weitaus besseren Händen ist.
Möge ihr Facebook-Relationship-Status für immer auf „married“ bleiben und nie zu „it's
complicated“ ändern.
Einige Fragen über den heiligen Bund blieben
nach einem Tag an der Hochzeitsmesse trotz-
dem unbeantwortet. Also befolgten wir Claudia
Lässers Ratschlag und schauten auch mal in
diesem „Internet“ nach einigen Antworten.
Ich liebe mein Meerschweinchen. Kann ich es heiraten?
Offiziell nicht. In keinem Land ist die Eheschliessung zwischen Mensch
und Tier legal. Vorkommen kann es trotzdem. So wurde 2006 im Sudan
ein Mann vom Dorfrat dazu gezwungen, eine Ziege zu
heiraten, nachdem er beim Sex mit ihr erwischt wurde.
Meine Braut riecht komisch. Warum?
Wahrscheinlich ist sie Schottin. Was nicht heissen soll, dass
Schottinnen grundsätzlich komisch riechen. Nach schottischer
Tradition wird die Braut jedoch im Vorfeld mit faulen Substanzen
übergossen und dann auf Pubtour genommen.
Ich bin ein vom anderen Geschlecht unbe-
rührter Videospiel-Nerd. Gibt es trotzdem
noch Hoffnung?
Ganz bestimmt. Und sehen Sie nur, was für tolle Hochzeitskuchen es
für Menschen wie Sie gibt.
38 N° G.54 MA
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